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„Wir sind der Telefonhörer nach Wien“ – das Dorotheum in Düsseldorf

Franz-Joseph-Saal, Schaustellung Contemporary Art © G. Wasserbauer

Franz-Joseph-Saal, Schaustellung Contemporary Art © G. Wasserbauer

Ein verschollenes Bild von Frans Francken II., das den Rekordzuschlag von über 7 Millionen Euro bekommt, ein Art Deco Diadem von Cartier, das für mehr als eine halbe Million versteigert wird oder ein vernagelter Türrahmen von Günther Uecker im Wert von rund 180.000 Euro – Schätze wie diese werden im Düsseldorfer Auktionshaus Dorotheum aufgespürt, bevor sie in der Wiener Stammzentrale unter den Hammer kommen.

Seit 2002 unterhält das alteingesessene Wiener Auktionshaus eine Repräsentanz in Düsseldorf. Geleitet wird sie von der promovierten Kunsthistorikerin Dr. Petra Schäpers. Ihrem ebenso großen wie exquisiten Netzwerk ist es zu verdanken, dass hochkarätige Kunstgegenstände ihren Weg in die lichtdurchfluteten Räume in der Carlstadt finden, um später in der Wiener Zentrale versteigert zu werden.

„Ich sage immer: Wir sind der Telefonhörer nach Wien“, spielt Schäpers ihre Funktion für das Stammhaus lachend herunter. Sie ist Expertin für zeitgenössische Kunst und das ist auch der Schwerpunkt ihrer Niederlassung. Zum Hauptservice des Hauses gehören die regelmäßigen Beratungstage, bei denen Experten unterschiedlichster Fachrichtungen Kunstgegenstände auf Herz und Nieren prüfen und bewerten. Ausgewählte Werke und besonders erlesene Stücke schaffen es sodann in die Wiener Auktion und in den Katalog. In Düsseldorf selbst finden keine Auktionen statt, sondern nur in Wien. Zum umfangreichen Service gehören außerdem die kompetente Fachberatung bei Verkauf und Einschätzung der Werke, die Ausstellungen von Höhepunkten kommender Auktionen und die kompetente Betreuung in allen Aspekten der Dorotheum-Auktionen.

Stammkunden schätzen an dem renommierten Haus vor allem die Seriosität, den Sachverstand und die Diskretion. Zudem ist es bei insgesamt 40 verschiedenen Abteilungen und über 100 Experten Spitzenreiter in Sachen Vielfalt. Aber auch die stets ebenso inspirierenden wie glamourösen Matineen, Previews und sonstigen Veranstaltungen mit Champagner, Schnittchen und handverlesenen Gästen aus der Düsseldorfer Kunstszene erfreuen sich größter Beliebtheit.

Wir haben mit Dr. Petra Schäpers über Auktionshighlights, die rheinische Sammlerszene und die derzeitige, Corona-bedingte Ausnahmesituation gesprochen:

Frau Dr. Schäpers, können Sie uns zunächst ein paar Fakten zu Ihrem Haus nennen? Was findet derzeit wie oft statt, was ist der Kern Ihres Services und wie kann man sich den Ablauf der Beratungstage ungefähr vorstellen?

Es richtet sich zurzeit natürlich alles nach dem Stand der Pandemie und den damit verbundenen Auflagen. Wir machen das möglich, was geht. Gestern hatten wir zum Beispiel einen Beratungstag für Schmuck mit vorheriger individueller Terminvergabe. Darüber hinaus bieten wir aber auch rein digitale Beratungstage per Video an. Das läuft dann so ab, dass jeweils ein Kunde zu uns kommt und seine Objekte dem jeweiligen Experten in Wien per Kamera präsentiert. Wer mag, kann uns aber auch Fotos per Mail schicken und wir geben dann darauf basierend eine – natürlich vorbehaltliche – Werteinschätzung, die bei Bedarf später durch eine genauere Sichtung bei einem individuellen Termin vor Ort noch einmal verifiziert wird. Aber meistens trifft die erste Einschätzung schon ganz gut zu. Schwierig ist es nur bei Schmuck, da man die Qualität des Steins auf einem Foto nie wirklich erkennen kann.

Normalerweise führen wir zweimal im Jahr – im Sommer und im Winter – auch Beratungstage in Hamburg und Berlin durch. Dafür mieten wir Sitzungssäle in Hotels, wo die Kunden hinkommen und ihre Arbeiten zeigen. Wir machen aber auch Hausbesuche. Wenn jemand eine ganze Sammlung hat, muss er die natürlich nicht einpacken und bringen, sondern dann gehen wir zum Kunden. Dieser übliche Ablauf fällt Corona-bedingt allerdings bereits seit über einem Jahr aus. Aber das wird schon wieder!

Auktionsszene © P. Bauer
Auktionsszene © P. Bauer

Der Fokus der Repräsentanz liegt auf Zeitgenössischer Kunst. Welche Formate und welche Künstler sind derzeit besonders gefragt?

Der Schwerpunkt liegt bei uns auf Malerei und Skulptur. Gefragt sind besonders die deutschen und hier vor allem die Düsseldorfer Künstler: Zum Beispiel Heinz Mack, Günther Uecker, Otto Piene, Gerhard Richter, Jörg Immendorff, Adolf Luther und Imi Knoebel. Außerdem haben wir viele Einlieferungen im Bereich Gemälde und Schmuck des 19. Jahrhunderts sowie Jugendstil. Alte Meister sind in Düsseldorf nicht so interessant. Hier liegt der Fokus tatsächlich mehr auf der Zeitgenössischen Kunst.

Können Sie uns einige Auktionshöhepunkte Ihres Hauses nennen?

Unser größter Erfolg war ein 2007 versteigertes Gemälde von Frans Francken: Es war auf 400.000 bis 500.000 Euro geschätzt und wurde dann für 7 Millionen Euro inklusive Aufgeld versteigert. Eine Arbeit von Kazuo Shiraga wurde auf 180.000 geschätzt und dann für 380.000 Euro zugeschlagen und in der letzten Auktion hatten wir ein Damenporträt von Chaim Soutine, das für 1,8 Millionen Euro verkauft wurde. Im Juni 2020 wurde ein Art Deco Diadem von Cartier, das auf 34.000 bis 70.000 Euro geschätzt war für 582.000 Euro (inklusive Aufgeld) verkauft. 2017 kam das Porträt  der Kaiserin Elisabeth von Österreich als Braut zu Pferd aus dem Jahr 1853 von Karl Theodor von Piloty und Franz Adam für 1.540.00 Euro unter den Hammer, nachdem sein Wert ursprünglich auf 300.000 bis 400.000 Euro geschätzt war.

Wie kommen Sie an die Objekte, die bei Ihnen versteigert werden? Ist ein gutes Netzwerk alles?

Ein gutes Netzwerk ist das A und O, der Rest ist Berufsgeheimnis …

Wie hat sich die hiesige Kunst auf dem internationalen Kunstmarkt entwickelt? Ist Kunst aus dem Rheinland in der Welt gefragt?

Auf jeden Fall gut! Die hiesigen Künstler sind international absolut anerkannt und haben eine große Bedeutung im internationalen Ranking der ersten Plätze.

Was zeichnet den rheinischen Sammler aus?

Der rheinische Sammler ist sehr an Zeitgenössischer Kunst interessiert und neugierig. Da spielt die Düsseldorfer Kunstakademie natürlich eine große Rolle. Sie ist wie ein Schmelztiegel – von dort kommen die wichtigsten deutschen Künstler. Eine Düsseldorfer Besonderheit ist zudem, dass viele Künstler auch hier leben. Wenn man durch die Stadt geht, kann man Günther Uecker oder Andreas Gursky mit Familie begegnen.

Was schätzen Sie besonders an Ihrem Job?

Die Abwechslung! Auch nach all den Jahren freue ich mich jedes Mal aufs Neue wie eine Schneekönigin, wenn ich eine tolle Arbeit ergattere. Aktuelle Highlights sind zum Beispiel das „Portrait of a Lady“ von Andy Warhol und ein Gemälde von Heinz Mack. Es ist mir nach wie vor eine riesengroße Freude, wenn ich solche Werke bei mir im Büro habe, ich mich mit ihnen beschäftigen und sie dann in die Auktion geben kann. Neulich brachte jemand ein Geschirr von Hermès. Auch das war fantastisch! Es ist diese unglaubliche Vielfalt, die ich sehr schätze und die die Spannung in meinem Job nicht abreißen lässt.

Gibt es skurrile Geschichten, die Sie hier bereits erlebt haben? Ein zufälliger Dachbodenfund vielleicht, der sich später als kostbares Kunstschatz entpuppte?

Das oben erwähnte Gemälde von Frans Francken ist tatsächlich so ein Dachbodenfund. Die Leute, die es veräußert haben, haben nicht annähernd mit dem Wert gerechnet, den es erzielte. Aber wir erleben auch das genaue Gegenteil. Da wird ein echter Picasso angekündigt und der entpuppt sich dann als gewöhnlicher Druck. Da braucht es ein geschultes Auge und die entsprechende Erfahrung.

Wie gehen Sie mit den aktuellen Corona-Auflagen um? Haben Sie eine Möglichkeit gefunden, Ihren Service „Corona-konform“ umzustrukturieren?

Das Dorotheum hat sich im letzten Jahr tatsächlich unglaublich gewandelt: Wir beraten – wie oben schon beschrieben – momentan viel per Video oder Foto. Auktionen haben wir größtenteils online durchgeführt und die waren wahnsinnig erfolgreich. In den großen Auktionen kann man, so möglich, live mitbieten – schriftlich, telefonisch oder online. Durch die Online-Auktionen hat sich der Kundenkreis deutlich erweitert und an Internationalität gewonnen. Wenn Leute im Home Office weiter arbeiten, also noch ihr Gehalt bekommen und gleichzeitig Abwechslung wünschen, sind das perfekte Voraussetzungen für die Teilnahme an Online-Auktionen. Wir sind zurzeit sehr gut aufgestellt.

Eingang Palais Dorotheum © Sontacchi – Reumiller
Eingang Palais Dorotheum © Sontacchi – Reumiller

Das Stammhaus in Wien:

Das 1707 gegründete Stammhaus in der Wiener Dorotheergasse ist das größte Auktionshaus für Kunst und angewandte Kunst in Mitteleuropa und im deutschsprachigen Raum. Vier Mal im Jahr finden hier große Auktionswochen statt – zwei davon mit Schwerpunkt auf Alte Meister und Gemälde, zwei auf Moderne und Zeitgenössische Kunst. Bevor die Objekte unter den Hammer kommen, werden sie in Ausstellungen und Katalogen (gedruckt und digital) präsentiert. Alle Werke werden von Experten auf Echtheit geprüft und im Wert geschätzt. In Niederlassungen in ganz Europa finden regelmäßig Vorbesichtigungen mit den Toplosen der Auktionen statt. Aufgrund der Maßnahmen zur Einschränkung des Coronavirus werden diese Vorbesichtigungen derzeit nicht vor Ort, sondern digital durchgeführt. Repräsentanzen befinden sich unter anderem in Düsseldorf, München, Mailand, Rom, London, Prag und Brüssel, sie tragen maßgeblich zum Erfolg des Hauses bei. Für Juwelen gibt es ein spezielles Juwelenlabor. Auch unabhängig von den Auktionen werden hier Gutachten über die Echtheit und Qualität von Steinen durchgeführt sowie Wertschätzungen und Zertifikate erstellt.