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„Ein Auto ist nur einmal original!“

Moritz Werner hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Über sein Familienunternehmen KW (Klassische Automobile GmbH & Co. KG) handelt er mit seltenen Fahrzeugen der Spitzenklasse – zum Teil mit beachtlicher Rennhistorie. Im Interview berichtet er über den besonderen Reiz dieser Autos, Trends der Szene und Highlights seines Sortiments.

Herr Werner, wie kam es zur Gründung Ihres Unternehmens?

Mein Vater hat das ursprüngliche Unternehmen 1978 gegründet, 2015 haben mein Bruder und ich es gemeinsam übernommen. Mein Vater hat nach seiner Ausbildung zunächst in der Textilbranche gearbeitet, dort aber nie eine richtige Leidenschaft entwickeln können. Stattdessen war er immer schon sehr autobegeistert und hat bereits relativ jung den einen oder anderen schönen Wagen besessen. Da er sie meist nach ein, zwei Jahren auswechselte, merkte er, dass er bei seltenen Fahrzeugen häufig einen kleinen Aufschlag beim Weiterverkauf ansetzen konnte. 1978 ist aus dieser Erfahrung dann die Idee entstanden, das Ganze professionell aufzuziehen und einen Oldtimerhandel zu gründen. Peu à peu hat er sich einen Bestand und ein Netzwerk aufgebaut. Damals war die Branche noch nicht so weit entwickelt, wie sie es heute ist. Inzwischen gibt es sehr viele Händler auf der ganzen Welt, allein in Deutschland einige hundert, aber mein Vater war damals einer der Ersten, der das professionell betrieben hat.

Wie oder wodurch ist Ihre Leidenschaft für Oldtimer und Rennfahrzeuge entstanden?

Ich bin da ganz klassisch reingewachsen, bin von Kindheit an schon immer mit dem Thema Oldtimer in Berührung gewesen. Und da das Unternehmen nahe bei unserem zuhause situiert war, waren die Autos stets sehr präsent. Wir Kinder waren schon immer total begeistert von dem Thema. Mein Bruder und ich hatten eigentlich auch gar keine andere Wahl (lacht).

Moritz Werner, Geschäftsführer der Klassische Automobile GmbH & Co. KG
Moritz Werner, Geschäftsführer der Klassische Automobile GmbH & Co. KG

Was genau bieten Sie an und was ist das Besondere Ihres Services?

Wir bieten hauptsächlich seltene Fahrzeuge an, viele von ihnen haben eine Rennhistorie. Autos also, die mal größere Rennen bestritten und dadurch eine besondere Geschichte haben. Das reicht von ganz frühen Fahrzeugen aus den 30er Jahren über Modelle aus den 50er-, 60er- und 70er Jahren bis hin zu relativ modernen Rennfahrzeugen, die in bedeutenden Klassen gefahren wurden wie zum Beispiel bei den Langstreckenrennen in Le Mans oder Formel 1 Grand Prix. Wir haben generell einen sehr hohen Anspruch an die Qualität unserer Autos und die Ehrlichkeit des Angebots. Zudem können wir durch unsere Erfahrung viele Services rund um den Verkauf anbieten, wie zum Beispiel Beratung zu Restaurationen, Veranstaltungen und Versicherungen.

Wie definieren Sie diese Qualität?

Da gibt es verschiedene Faktoren. Zum einen vor allem die Originalität – das Auto sollte also möglichst noch aus den originalen Teilen bestehen. Neben der Originalität ist auch die Belegbarkeit der Historie wichtig – also, dass man sicher sagen kann, dass mit dem Fahrzeug auch wirklich bestimmte Rennen bestritten wurden oder besondere Persönlichkeiten der Zeitgeschichte das Auto besessen haben. Originalität und Belegbarkeit der Historie sind also die beiden Hauptfaktoren für die Qualität.

Was sehen Sie als Ihre wesentliche Dienstleistung an?

Die ehrliche Beratung. Wir beschreiben die Fahrzeuge sehr genau und unterbreiten dem Kunden ein ehrliches, faires Angebot. Unser Anspruch ist es, langfristige Beziehungen aufzubauen – wir haben Kunden, die wir bereits seit mehreren Jahrzehnten betreuen.

Moritz Werner beim Goodwood Revival 2017 in einem Alfa Romeo von 1933
Copyright: Amy Shore

Verkaufen Sie sowohl restaurierte als auch unrestaurierte Autos?

Ja, sowohl als auch. Restaurierte Autos müssen möglichst originalgetreu wiederhergestellt sein. In den 70er bis 2000er Jahren wurden Fahrzeuge häufig überrestauriert. Das kam vor allem in den USA vor. Einer der Beweggründe war ästhetischer Natur. Es gab in den USA Sammler, die das einfach schön fanden. Heute empfindet man es hingegen als wichtiger, dass historische Autos authentisch sind und versucht, sie im Stil der ursprünglichen Zeit wiederherzustellen. Unrestaurierte Autos haben natürlich einen ganz besonderen Reiz, weil da eine zusätzliche Komponente ins Spiel kommt: Man kann sich in ihnen noch besser in eine andere Zeit zurückversetzen. Es gibt in der Szene diesen Satz: „Ein Auto ist nur einmal original“. Man versucht heute, selbst Autos mit starken Gebrauchsspuren möglichst nicht zu restaurieren, um sie original zu erhalten.

Das heißt, Sie wägen von Auto zu Auto individuell ab, ob restauriert wird und was restauriert wird?

Ja, genau. Es gibt schon gewisse Standards und der Kunde kann natürlich Wünsche äußern, aber die richtig guten Restauratoren, die meist nur einen Hersteller perfekt beherrschen, geben individuelle Empfehlungen, wie man vorgehen sollte, um werthaltig zu sein. Und wenn ein Fahrzeug von einem der Top Restaurateure bearbeitet wurde, schlägt sich das auch stark im Wert nieder.

Was macht für Sie den besonderen Reiz eines historischen Fahrzeugs aus?

Vor allem in der heutigen Zeit, wo alles digitaler wird, ist es ja leider ein Trend, dass man sich vom realen Erleben ziemlich entkoppelt, Stichwort: soziale Medien und Streamingdienste. Wobei es da bereits wieder einige Gegentrends gibt – meiner Meinung nach zu Recht. Oldtimer sind hingegen schon immer so ein Gegentrend gewesen, der reale Erlebnisse ermöglicht. Viele Menschen können sich gar nicht vorstellen, wie eine Fahrt mit einem Vorkriegsauto ist. Die sind ja sehr antiquiert, haben häufig freistehende Räder und sind insgesamt eher einer Kutsche ähnlich als einem modernen Fahrzeug. Erst Ende der 40er Jahre bekamen die Fahrzeuge geschlossene Karosserien. Aber gerade diese Vorkriegsmodelle bieten ein ganz besonderes Erlebnis, wenn man sich einmal dran gewöhnt hat und sind einfacher zu fahren als man es erwarten würde. Das Gefühl, sich auf eine Zeitreise zu begeben, ist ein Grund für meine Begeisterung für Automobilgeschichte und diese seltenen, sehr besonderen Autos.

Vorbeifahrt an der Boxengasse während der Kinrara Trophy 2018
Copyright: Jochen Van Cauwenberge

Können Sie das Fahrerlebnis in einem historischen Rennwagen näher beschreiben?

Da man in den meisten Rennfahrzeugen nicht besonders bequem sitzt, ist das vor allem erstmal ein Komfortkompromiss. Die Platzverhältnisse haben in Rennwagen nie eine große Rolle gespielt und die Rennfahrer aus vergangenen Zeiten waren zudem häufig etwas kleiner. Aber wenn man sich mit diesem Kompromiss einmal abgefunden hat, ist es ein fantastisches Erlebnis. Besonders auf einer Rennstrecke kann man das voll ausleben und optimal erfahren, welche Besonderheiten so ein Auto hat. Der Klang spielt dabei natürlich auch eine große Rolle. Es gibt einige Fahrzeuge, die kann man im öffentlichen Verkehr gar nicht fahren, weil das eine zu große Lärmbelästigung ist. Bei den Rennveranstaltungen hat man hingegen eine Ausnahmegenehmigung und dann kann dieser Klang voll zur Geltung kommen.

Der Klang ist eine wesentliche Komponente?

Ja, absolut! Besonders die Kombination aus einem 12 Zylinder Saugmotor mit kleinem Hubverhältnis. Ferrari hat das viel gebaut in den 60er Jahren. Das ist für verrückte Enthusiasten schon etwas sehr Besonderes.

Was war das außergewöhnlichste Auto, dass Sie gefahren und/oder verkauft haben?

Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein Ferrari aus den 60er Jahren. Ursprünglich ein Ferrari 250 GT SWB – Short Wheel Base. Später ist er dann von einem Teambesitzer, einem jungen italienischen Grafen, noch sportlicher umgebaut worden, da er die Werksrennwagen von Ferrari damit schlagen wollte – was ihm sogar fast gelungen wäre. Er hat ein ganz spezielles Auto daraus gemacht und wir durften es lange begleiten. Wir hatten es im Familienbesitz und haben damit diverse Rennveranstaltungen, zum Beispiel am Nürburgring und in Le Mans, bestritten. In Bezug auf die Sitzposition war das besonders kompromissbehaftet, aber insgesamt ein ganz außergewöhnliches Erlebnis. Der aktuelle Besitzer hat auch sehr viel Spaß damit. Der Spitzname des Wagens ist übrigens „Breadvan“, wörtlich übersetzt also „Brotwagen“ und das sieht man ihm auch an. Er sieht aus wie eine Mischung aus Renn- und Lieferwagen (lacht).

Der Ferrari 250 GT SWB „Breadvan“ gefolgt von einem Ferrari 250 GTO bei der Tourist Trophy in Goodwood 2011
Der Ferrari 250 GT SWB „Breadvan“ gefolgt von einem Ferrari 250 GTO bei der Tourist Trophy in Goodwood 2011
Copyright: Wouter Melissen

Was sind die Highlights Ihres Sortiments?

Unser Sortiment ist aktuell sehr breit aufgestellt. Es umfasst verschiedene Epochen: Vorkriegsrennfahrzeuge, einige Autos, die keine Rennhistorie haben aus den 60er Jahren und einen Aston Martin von Ende der 50er Jahre – und jedes Auto für sich ist ein Highlight. Ich persönlich interessiere mich besonders für modernere Fahrzeuge mit bedeutender Rennhistorie. Die Oldtimer aus den 50er, 60er Jahren sind bereits durch viele Hände gegangen und da gibt es nicht mehr so viel Neues zu entdecken. Das ist bei den modernen Autos mit Rennhistorie, die vielleicht noch nicht mal den Hersteller verlassen haben, anders. Da gibt es noch spannende neue Projekte.

Was schätzen Sie besonders an ihrem Job?

Ich schätze es vor allem, mit vielen spannenden Kunden und generell mit interessanten Persönlichkeiten zu tun zu haben. Leute, die sich mit dem Thema Oldtimer ernsthaft auseinandersetzen, sind in der Regel spezielle Menschen. Und man hat einen gemeinsamen Nenner, zum Beispiel ein bisschen nostalgisch zu sein und sich mit einer vergangenen Epoche identifizieren zu können. Ich bin Jahrgang 1984, aber gerade im Hinblick auf das Thema Digitalisierung denke ich manchmal, die 60er und 70er Jahre müssen toll gewesen sein, weil das Digitale da noch nicht so eine Rolle gespielt hat. Ich will gar nicht sagen, dass die digitale Entwicklung nur negativ ist, sie hat auch viele Vorteile, aber real Erlebtes und persönlicher Kontakt spielen heute im Vergleich zu früher zum Beispiel eine untergeordnete Rolle. Das ist beim Thema Oldtimer ganz anders.

Wie finden Sie die Autos, die sie weitervermitteln?

Das läuft hauptsächlich über ein gutes Netzwerk. Viele unserer Stammkunden haben eine Sammlung und da ergibt sich immer mal wieder der Wunsch, noch ein neues Auto dazu zu erwerben und andere abzugeben. Zudem gibt es sehr viele Auktionen, aktuell hauptsächlich als online Format. Ja, und manchmal bekommt man auch Hinweise, dass irgendwo ein besonderes Fahrzeug steht und möglicherweise veräußert werden soll. In Bezug auf die moderneren Rennfahrzeuge haben wir auch gute Kontakte zu den Herstellern und Teams, die die Autos eingesetzt haben.

Ein Alfa Romeo 8C Monza von 1933. Tazio Nuvolari - der Michael Schumacher der 30er Jahre - hat mit diesem Wagen den Monaco Grand Prix 1933 bestritten
Ein Alfa Romeo 8C Monza von 1933. Tazio Nuvolari – der Michael Schumacher der 30er Jahre – hat mit diesem Wagen den Monaco Grand Prix 1933 bestritten
Copyright: Wouter Melissen

Gibt es bei den Autos, die Sie verkaufen, auch Trends? Wenn ja, welche Modelle sind zurzeit besonders begehrt?

Bei Rennfahrzeugen sind vor allem Autos für die neu geschaffenen historischen Langstrecken-Rennserien wie die „Endurance Racing Legends“ oder die „Masters Endurance Legends“ gefragt. Hier dürfen Fahrzeuge starten, die in den 90er und frühen 2000er Jahren zum Beispiel am 24 Stunden Rennen in Le Mans teilgenommen haben. Da die Fahrzeuge ursprünglich für Langstreckenrennen konzipiert waren, sind sie auch heute noch mit moderatem Aufwand einsetzbar.

Insgesamt setzt sich der Trend für besonders originale, unrestaurierte und unberührte Fahrzeuge fort. Das schlägt sich zum Teil auch erheblich in der Preisentwicklung nieder.

Ist der Erwerb eines historischen Rennwagens ein gutes Investment?

Wir stellen das Investment nie als Hauptargument dar. In den letzten 30 bis 40 Jahren waren seltene Autos in der Regel zwar ein gutes Investment – auch nicht alle Modelle, aber ein Großteil – und ich glaube, man könnte wahrscheinlich fast jedes Auto, was wir in der Vergangenheit verkauft haben, heute für mehr Geld weiterverkaufen. Das ist aber zu etwa 70 Prozent der allgemeinen Entwicklung geschuldet, dass sich Sachwerte generell sehr positiv im Wert entwickelt haben. Ich würde jedenfalls nicht uneingeschränkt sagen, dass so ein Erwerb immer ein gutes Investment ist. Man muss auch bedenken, dass diese Autos sehr kostenaufwendig sind, denn man muss sie entsprechend einlagern, versichern und unterhalten. Und je nachdem, in welchem Zustand man sie gekauft hat, muss man die Qualität auch erstmal herstellen. Das kostet natürlich Geld, vor allem, wenn man zu den sehr guten Restaurationsbetrieben geht. Zusammengefasst: Wenn man ein gutes Auge oder einen guten Riecher hat, man Trends also früh erkennt, dann kann es ein gutes Investment sein. Aber in der Regel steht bei unseren Kunden nicht das Investment, sondern der Spaß und die Leidenschaft als Return on Invest im Vordergrund.

Die meisten Ihrer Kunden sehen den Kauf eines solchen Autos also nicht als Investment, sondern kaufen und sammeln die Autos aus Leidenschaft?

Ja, die meisten. Es gibt schon Sammler, die mit einem Auge mal drauf gucken, ob das auch eine gute Geldanlage ist. Als Grundmotivation ist das schon vorhanden. Auch bei vielen, die eine ganz große Sammlung haben, geht es unter anderem um den Aspekt des Werterhalts. Aber dann gibt es auch andere, die interessiert es gar nicht, wie sich der Wert entwickelt. Das sind dann häufig Sammler, die schon vor 30 bis 40 Jahren angefangen haben. Bei denen ist es einfach gegeben, dass sich das Ganze finanziell positiv entwickelt hat.

Vielen Dank für das Gespräch!

Wer mehr über Moritz Werner und sein Angebot an Oldtimern erfahren möchte, für den lohnt sich ein Besuch auf der Website: kw1978.de

Titelbild: Indian Summer im September 2018 in Goodwood mit einem Ferrari 250 GT SWB Competizione | Copyright: Wouter Melissen